Ich habe vor einiger Zeit begonnen, die alten Doctor Who Classic Serien anzusehen. Und der Doktor hatte ja schon immer einen sehr faszinierenden Modegeschmack. Und dann komme ich bei Doktor Nummer Vier (Tom Baker, der mit den langen Schal ;)) an. Eine Mischung aus viktorianischer und steampunkiger Mode und das ganze auch noch alltagstauglich. Zumindest wenn der Alltag aus zeitreisen und weltretten besteht. Aber bei wem ist das nicht so.

Und nachdem das ja ziemlich genau meinem favorisiertem Stil entspricht und ich sowieso endlich mal Herrenkleidung nähen sollte, habe ich mir das viktorianische Hemd vorgenommen, dass der Doktor zwischen Staffel 13 und 15 fast durchgehend trägt. Die augenfälligste Besonderheit ist der angeschnittene Stehkragen.

Recherche

Um eine Übersicht über die Kleidung aller Inkarnationen zu gewinnen, sind die Making my 4th Doctor Costume ein hervorragender Einstiegspunkt. Der Autor hat des Doktors Kleider nach Serials bzw. Episoden aufgeschlüsselt und mit hilfreichen Bildern und Kommentaren versehen. Und bei Magnoli Clothiers kann man sehr hochwertige, aber nicht ganz bildschirmgetreue Replikas kaufen.

Aber nachdem mir die erhältlichen Replikas und Tutorials nicht akkurat genug waren, habe ich mich selbst unter die Modeforscher begeben. Es mag sein, dass ich bei der Genauigkeit etwas obsessiv bin. Aber ich habe gehört, dass ist für Doctor Who Fans ganz normal. 😉

Um das viktorianische Hemd zu analysieren eignen sich die Folgen The Brain of Morbius Episode 2, The Hand of Fear Episode 1 & 4 und The Deadly Assassin Episode 1 sehr gut. In The Brain of Morbius Episode 2 sieht man den Kragen und auch die Knopfleiste des Hemds geöffnet. In den anderen folgen legt der Doktor seinen Gehrock und Schal ab, die sonst den Großteil seiner restlichen Kleidung verdecken. In The Hand of Fear Episode 1 bewegt er sich dazu noch sehr viel, wobei man gut den Schnitt und Fall der Kleidung sehen kann. Damit sind die Folgen auch genauso gut hilfreich, um sich seine Weste und seine Hose anzusehen. Auch die sind ja sonst vom Gehrock verdeckt.

Geschlossender Kragen -The Brain of Morbius 01

Geschlossender Kragen -The Brain of Morbius 01

Offener Kragen -The Brain of Morbius 02

Offener Kragen -The Brain of Morbius 02

Der Kragen geht bis auf die Höhe des Kiefers und ist vorne halbrund ausgeschnitten, damit auch Platz für das Kinn ist. Er besteht nur aus einem Stück und kann vorne mit einem Knopf verschlossen werden. Hier habe ich ein wenig experimentieren müssen, damit mein Kragen auch genauso aussieht. Er muss nämlich unten sehr eng am Hals anliegen und oben wieder etwas weiter werden, damit er keine Falten wirft. Auch der Ausschnitt vorne muss je nach Gesichtsform angepasst werden.

Der Rest des Hemdes besteht aus sehr einfachen Schnittteilen. Der Körper ist aus zwei Rechtecken ohne Armausschnitt zusammen gesetzt. Auch die Ärmel haben keine Armkugel. Dadurch kommt die Ansatznaht der Ärmel an den Schultern auf dem Oberarm zu liegen. Die Ärmel sind recht weit und werden am Handgelenk wieder zusammengefasst. Auch an der Schulternaht sind zwei kleine Falten, die die zusätzliche Weite raffen. Dieser Schnitt entspricht recht genau einer Garibaldibluse. Diese war um 1860 als Frauenkleidung sehr modern. Die Damenversion war eine Adaption des Hemdes von Giuseppe Garibaldi, einem italienischen Volkshelden. Und außerdem der Vorläufer der modernen Bluse.

Was mir noch aufgefallen ist, ist der direkt in die Unterarmnaht eingearbeitete Ärmelschlitz. Es gibt auch keine Schlitzblenden. Die habe ich bei meiner Version aber eingebaut, damit der Ärmelschlitz nicht so leicht einreisst.

Hemdschnitt (Schulter & Ärmel) -The Deadly Assassin 01

Hemdschnitt (Schulter & Ärmel) -The Deadly Assassin 01

Hemdschnitt (Schulter & Ärmel) -The Deadly Assassin 01

Hemdschnitt (Schulter & Ärmel) -The Deadly Assassin 01

Raffung an der Schulternaht -The Hand of Fear 01

Raffung an der Schulternaht -The Hand of Fear 01

Ärmelschlitz in Unterarmnaht -The Hand of Fear 01

Ärmelschlitz in Unterarmnaht -The Hand of Fear 01