Ich versuche mich weiterhin am mittelalterlichen Handwerk. Da bin ich natürlich auch auf das Nadelbinden gestoßen. Nadelbinden ist so etwas wie der Vorläufer des Strickens & Häkelns. Beim Stricken & Häkeln wird aus Schlaufen ein Gewebe gebildet. Beim Nadelbinden werden im Gegensatz dazu mehr oder weniger komplizierte Knoten gemacht. Dazu braucht man am besten etwas dickere und filzfähige Wolle und eine stumpfe Holz- oder Knochennadel. Die kann man zum Beispiel aus Eisstielen selbst schnitzen. Eine Stopfnadel tut es für den Anfang auch. Und wenn sie besonders schön und haltbar sein sollen, dann bei Wild Style Works bestellen: https://wsw-tools.at/de/nadeln/

Das Nadelbinden hat damit so einige Vorteile: Man muss nur auf eine Nadel aufpassen (die zwei Nadeln beim Stricken sind mir schon immer zu viel 😉 ), das Gewebe trennt sich nicht auf, wenn man eine Masche verliert und es entsteht ein sehr stabiles Gewebe, dass sich nicht auftrennt, wenn es ein Loch bekommt. Sehr praktisch für Socken.

Der große Nachteil ist aber, dass es sehr langsam ist. Man arbeitet immer nur mit einem kurzen Stück Wolle, statt mit dem ganzen Knäuel, man muss also ständig ein neues Stück Wolle anfilzen. Und man zieht immer das gesamte Wollstück durch die Masche, statt nur die paar Millimeter für eine Schlaufe.

Mir macht es aber trotzdem viel Spaß und es ist eine sehr gute Beschäftigung beim Fernsehschauen. Nachdem ich beim Handspinnen versagt habe und Brettchenweben mich nicht so wirklich fasziniert hat, habe ich mit dem Nadelbinden wohl endlich mein Handwerk gefunden.

Mein erstes Projekt waren Socken für mich. Die Fotos zeigen die Technik mit der Fingerferse und hier ist noch ein PDF mit einer detaillierten Beschreibung (mit Dank an unsere Nadelbinde-Expertin Mendy): Nadelgebundene Socken By Mendy

Meine bisherigen Projekte waren mehrere Paar Socken und derzeit neue Handschuhe für mich. Auf dem Foto sieht man auch meine unterschiedlichen Nadeln. Die hellen ganz rechts sind aus Eisstielen geschnitzt. Die links sind von Philip von Wild Style Works aus schönen Harthölzern.

Ich habe mich für meine Projekte für einheimische Schafwolle entschieden. Die beige (leicht rötliche) Wolle ist vom Coburger Fuchsschaf, die braune Wolle vom Juraschaf. Beides gibt es beim Finkhof: https://finkhof.de/wolle/wollgarne/

Wenn es weniger kratzig sein soll, kann man auch Merinowolle benutzen. Die gibt es üblicherweise in allen Farben und sogar pflanzengefärbt, zum Beispiel beim Färbehof: https://www.faerbehof.de/strickwolle/

Und wenn man eher nordisch unterwegs ist, zum Beispiel für eine Wikinger-Darstellung, ist Islandschafwolle sehr zu empfehlen (kratzt auch nicht). Die gibt es unter anderem hier: https://www.islandwolle-shop.de/islandwolle/

Grundsätzlich sind der Fantasie bei der Wollauswahl aber keine Grenzen gesetzt. Man kann auch mehrere Farben verarbeiten. Zum Beispiel gestreift oder geringelt.

Und zu guter letzt noch ein Buch mit detaillierten Fotoanleitungen für den Einstieg ins Nadelbinden: Nadelbinden – Was ist den das?